Vor genau einem Jahr wussten wir noch nichts von Corona und Covid-19, weil das kommunistische Regime in China erst gegen Ende Februar 2020 über das Virus informiert hatte, obwohl es bereits im September 2019 in Wuhan aufgetreten war. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 glaubten viele Menschen, wir hätten das Virus „im Griff“. Leider war dies ein fataler Trugschluss, denn es wurden dadurch erforderliche Maßnahmen nicht in die Wege geleitet und das Virus verbreitete sich spätestens ab Oktober 2020 weitgehend ungehemmt. Die Folge war ein zweiter Lockdown, um die Infektionsrate niedrig halten zu können.  Im Oktober 2020 gab es dann erfreuliche Meldungen, nach denen es mehreren Pharmaunternehmen gelungen war, Impfstoffe zur Eindämmung des Virus zu entwickeln. Diese sollten ab Mitte Dezember auch in Deutschland zur Verfügung stehen. Innerhalb kürzester Zeit wurden Impfzentren „aus dem Boden gestampft“, so dass ab dem 15. Dezember 2020 die Impfung hätte gestartet werden können. Aber es wurde wenig – zu wenig? – Impfstoff nach Deutschland geliefert. Ursache war wohl eine sehr späte Bestellung der Impfstoffe bei den verschiedenen Pharmaunternehmen durch die EU-Kommission. Nun könnte man sagen, was sind schon zwei oder drei Monate verspätete Impftermine. Man darf dabei aber nicht die Folgen vergessen, denn jede Verzögerung des Beginns der Impfungen bringt große wirtschaftliche Folgen und  kann vielen Menschen das Leben kosten.

 

Ja – und was dann in Niedersachsen folgte, haben Sie leidvoll erfahren und erdulden müssen: Die Ministerin und der „Krisenstab Corona“  haben auf ganzer Linie versagt, denn die vorgeschriebene Impfstrategie entpuppte sich als die reinste Katastrophe. Die Älteren 80+ wurden sowohl bei der Terminbuchung als auch bei dem Erreichen der Impfzentren allein gelassen. Der Krisenstab hatte mehrere Monate Zeit, eine für die älteren Menschen tragbare Impfstrategie zu erstellen, und es war auch abzusehen, dass sowohl die Hotline als auch das Online-Portal völlig überlastet sein würden.  Erschwerend kommt hinzu, dass brauchbare Anregungen und Hilfen von verschiedenen Seiten vom Krisenstab nicht genutzt worden sind. Unter anderen hatte der Niedersächsische Städtetag seine Hilfe angeboten. Es wäre auch genügend Zeit gewesen, die Krankenkassen mit ins Boot zu holen. Was ist passiert? NICHTS!

Als der Vorstand des Landesseniorenrats Anfang Januar 2021 erfuhr, wie die Impfung von der Terminvergabe bis zum Erreichen des jeweiligen Impfzentrums erfolgen sollte, hat er sofort reagiert und am 6. Januar 2021 die Ministerin und den Ministerpräsidenten schriftlich auf die offensichtlichen Probleme mit dieser Strategie hingewiesen und eine, wie wir meinen, tragfähige Impfstrategie vorgeschlagen. Folgende Forderungen haben wir an die Politik gestellt:

  1. Eine autorisierte Übersicht über die Gruppen, die nacheinander geimpft werden sollen, ist über die Medien, insbesondere über die Presse heraus zu geben.
  2. Eine Zeitleiste ist anzugeben, wann die einzelnen Gruppen voraussichtlich ihren Impftermin haben werden.
  3. Die Personen, die als nächste zur Impfung anstehen, müssen über die Gemeinden und Städte per Brief (wie bei den Wahlen) informiert werden, wann ihr Impftermin sein wird.  Mit Freiumschlag können die Personen dann noch mitteilen, ob sie sich impfen lassen wollen. Dabei dürfen bei den Älteren die zu Hause Gepflegten und bei allen anderen Altersgruppen die mit bestimmten Krankheiten Vorbelasteten nicht vergessen werden.

Das setzt selbstverständlich eine Zusammenarbeit mit den Krankenkassen unter Einhaltung der Datensicherheit voraus.

Rechtzeitige Kontaktaufnahme und Absprachen mit den Gemeinden und Städten sind  unerlässlich.

  1. Die Gesundheitsämter müssen in die Lage versetzt werden, konkrete Auskünfte zur Impfung geben zu können.
  2. Die Hotline muss besser besetzt sein, um unnötige Warteschlangen zu vermeiden.

Bei einer Pandemie können sowohl bei den Gesundheitsämtern und der Hotline Sonn- und Feiertage keine Ruhetage sein.

Der Landesseniorenrat hat weder von der Ministerin Dr. Carola Reimann noch vom Ministerpräsidenten Stephan Weil eine Antwort erhalten.

Am 18. Januar 2021 haben wir deshalb an den  Staatssekretär und Leiter des Krisenstabs Heiger Scholz geschrieben und ihn aufgefordert, die älteren Menschen nicht allein zu lassen. Ergebnis: NICHTS! Auch Herr Scholz hat es nicht für nötig gehalten, uns überhaupt zu antworten. Auf drängende Nachfragen im Sozialministerium kam dann eine Mail von Herrn Scholz, die aber außer allgemein bekannten Informationen zur vorgesehenen Impfstrategie keine Antwort auf unsere Forderungen ergab. Herr Scholz gab Frau Dirnberger eine Telefonnummer, unter der sie einen Gesprächstermin mit der Ministerin vereinbaren könnte. Nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen erfuhr Frau Dirnberger, dass diese Telefonnummer abgeschaltet war. Diese Mail zeigte nach unserem Eindruck, dass Herrn Scholz die Arbeit des Landesseniorenrats und besonders die Situation der über 80-jährigen in  der Impfstrategie völlig egal war.

Wir haben dann den Weg in die Öffentlichkeit  mit Presse und  Fernsehen (Hallo Niedersachsen, NDR 2) vor weiteren Schreiben an die verantwortlichen Personen im Sozialministerium vorgezogen. Wie Sie alle erfahren konnten, wurde die Lage zur Anmeldung für die Impfung immer dramatischer, sie lief völlig „aus dem Ruder“. Wir haben seit dieser Zeit sehr viele Mails und Anrufe von betroffenen Älteren erhalten, die hilflos und völlig verunsichert ihre Situation und ihren Ärger geschildert haben. Dabei wurde sehr oft der Rücktritt der Ministerin und des Leiters des Krisenstabs gefordert, damit endlich eine brauchbare Impfstrategie umgesetzt werden könne..

Am 8. Februar 2021 hat Frau Dirnberger mit Frau Dr. Reimann telefoniert.  Es ist sehr offen über die Probleme der Impfstrategie gesprochen worden und Frau Dirnberger hat noch einmal unsere Anregungen und Forderungen vorgetragen. Eigentlich ist sie mit einem guten Gefühl, dass sich in der Impfstrategie etwas bewegen wird, aus dem Gespräch gekommen. Ergebnis nach weiteren 14 Tagen: NICHTS!

 

Mittlerweile haben einige unserer Mitglieder mit ihren Kreis- oder Kommunalverwaltungen unsere Anregungen aufgegriffen und die Terminvergabe übernommen und auch Fahrdienste mit Ehrenamtlichen zu den Impfzentren für Menschen organisiert, die ohne Hilfe nicht zu den Impfzentren kommen konnten. Mir ist es an dieser Stelle besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass sehr viele ehrenamtliche Helfer hier hervorragende Hilfe leisten. Ohne diese Hilfe würde wohl die Impfung im Chaos versinken.

 

Durch die verfehlte Impfstrategie und die damit verbundene Missachtung der Situation der Generation 80+ ist viel politisches Porzellan zerschlagen worden. Ein sehr wichtiges Pfand, das Politik hat, ist Vertrauen. Und dies Vertrauen wird gerade beispiellos verspielt. Ein Hinweis sei mir an dieser Stelle gestattet: Wir befinden uns in einem Superwahljahr, denn im September 2021 wird ein neuer Bundestag gewählt, 14 Tage vor der Bundestagswahl liegen erfahrungsgemäß niedersächsische Kommunalwahlen und voraussichtlich wird im Januar 2022 ein neuer niedersächsischer Landtag gewählt. Es ist nicht auszuschließen, dass sich viele Wählerinnen und Wähler in Niedersachsen an die chaotische und verantwortungslose Impfstrategie erinnern werden.

 

Ich befürchte, dass sich die Ereignisse wiederholen werden, wenn die folgenden Generationen an der Reihe sind und die Impfstrategie nicht geändert wird. Vom Krisenstab erwarte ich nicht, dass von ihm Änderungen kommen werden. Vielleicht wird es ein wenig einfacher mit den Impfterminen, wenn die Hausärzte einbezogen werden können. Ich hoffe darauf zum Wohle aller Generationen, die noch geimpft werden sollen/wollen.

 

 

  1. Seminare und Seniorenkonferenzen in 2021

      Wegen der unsicheren Pandemielage werden in 2021 keine Seminare durchgeführt. Ob wir

       noch eine Seniorenkonferenz einrichten können, müssen wir abwarten.

 

  1. In eigener Sache
  1. Zur Erinnerung: Unsere diesjährige Mitgliederversammlung, die für März vorgesehen war wird auf den 6. September 2021 verschoben. Ob es jedoch dabei bleibt, müssen wir ebenfalls abwarten.
  2. Vom 24. – 26. November 2021 findet der 13. Deutsche Seniorentag in Hannover statt, an dem der Landesseniorenrat mit einem Stand teilnehmen wird.
  3. Christa Röder ist als Mitglied des Verwaltungsrats des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) und unsere Vorsitzende Ilka Dirnberger als ihre Stellvertreterin bestätigt worden.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben Sie über unsere Aktivitäten stets umfassend und zeitnah informiert, aber dem Vorstand und mir ist es wichtig, Sie über unsere Aktionen zur Corona-Krise und den Impfungen chronologisch und mit allen Enttäuschungen sachlich zu informieren. Ich bitte, mir zu verzeihen, dass ich meinen Ärger über die Verantwortungslosigkeit den Älteren gegenüber nicht immer zügeln konnte. Wir fühlen uns allen Genrationen und besonders den Älteren verpflichtet, für ihre Belange zu kämpfen, und das ist gemäß unserer Satzung auch eine unserer Aufgaben. Um so frustrierender ist es, wenn man dabei gegen eine „Nebelwand“ läuft.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement für die ältere Generation und bleiben Sie bitte als Helfer in der Impf-Krise dran. Seien Sie vorsichtig im Alltag, halten Sie sich bitte an die AHA-Regeln und bleiben Sie gesund, so dass wir uns hoffentlich auf unserer Mitgliederversammlung in alter Frische begegnen können.

Herzlichst      Gotthard Schönbrunn

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